Finanzielle Abhängigkeit – (D)Eine Einbahnstraße ohne Wendemöglichkeit

Ich sehe sie täglich in der S-Bahn oder auf der Arbeit.

Hängende, gefrustete und resignierte Gesichter mittleren Lebensalters, die gezeichnet von der finanziellen Last sind, die sie an ihre verhassten Jobs bindet. Am liebsten würden diese Menschen einfach nur fliehen. Weit weg vom Job, ihrem Chef und ihren psychischen Sorgen.

Doch sie können nicht!

Wenn ich nur einen Artikel in diesem Blog veröffentlichen könnte, dann wäre es dieser. Denn das Bewusstsein über eine finanzielle Abhängigkeit und der daraus erwachsenen möglichen Konsequenzen ist meiner Meinung nach bei vielen jüngeren Menschen nicht ausgeprägt.

Umso mehr hoffe ich, mit diesem Beitrag für den einen oder anderen „Aha-Effekt“ zu sorgen.

Ich wünsche dir viel Spaß mit diesem Beitrag!

1. Finanzielle Abhängigkeit – Was ist das?

Wenn du heute auf den Finanzblogs dieser Welt unterwegs bist, dann wirst du früher oder später über den Begriff der „finanziellen Unabhängigkeit“ stolpern.

Ein Schlagwort, das für eine gesamte Bewegung an häufig jungen, motivierten Menschen steht, die durch ein passives Einkommen, das von ihrer Arbeitszeit entkoppelt ist, ein finanziell freies und vom Arbeitgeber unabhängiges Leben führen wollen.

Diese Definition eines finanziell unabhängigen Lebens bedeutet im Gegenzug, dass du finanziell abhängig bist, wenn du an eine aktive Einkommensquelle (meist dein Gehalt) gebunden bist, um deine regelmäßigen Ausgaben zu finanzieren. 

Die Grafik zeigt beispielhaft, wie sich finanziell unabhängige Menschen ein passives Einkommen durch mehrere passive Einkommensquellen aus ihren Vermögenswerten aufbauen. Sie entkoppeln also ihr Einkommen von ihrer Arbeitszeit.

Finanziell abhängige Menschen verfügen lediglich über ihr Gehalt aus ihrer Angestelltentätigkeit und tauschen Zeit gegen Geld.

2. Die Gefahr finanzieller Abhängigkeit

Klingt im ersten Moment eigentlich gar nicht so schlimm, oder?

Immerhin verdienen die meisten Menschen in einem Angestelltenverhältnis ihre Kohle und haben keine weiteren Einnahmequellen. 

Vom Grundsatz her ist gegen dieses Modell auch gar nichts einzuwenden, solange du deine Finanzen in den Griff bekommst

Problematisch wird es nämlich dann, wenn du aufgrund deiner hohen Ausgaben so stark an deinen Job und Arbeitgeber gebunden, dass du keine beruflichen Alternativen hast, falls dein Einkommen einmal wegfallen sollte.

Folgende Risiken solltest du daher immer im Blick haben.

2.1 Irrglaube eines sicheren Angestelltenjobs

Wir befinden uns inmitten der Digitalisierung. Einem Zeitalter, das für Menschen und Unternehmen bahnbrechende neue Technologien wie z. B. künstliche Intelligenz oder Robotik bereithält. Technologien, die nicht nur unseren Alltag stark verändern, sondern auch unsere berufliche Welt revolutionieren.

Vorboten der sich verändernden Unternehmenslandschaft sind Insolvenzen einzelner Unternehmen, die es verpasst haben, sich an die schnell verändernden Umstände anzupassen.

Als prominentestes Beispiel ist wohl die Insolvenz des 1808 gegründeten Reiseunternehmens Thomas Cook zu nennen, das in 2019 die Zahlungsunfähigkeit angemeldet hat. Thomas Cook hat es verschlafen, den digitalen Trend zu Urlaubsbuchungen im Internet angemessen umzusetzen.

Der Reiseanbieter, der bis zuletzt 500 stationäre Reisebüros in Großbritannien betrieben hat, wurde von innovativeren und dynamischeren Unternehmen überholt und steht nun genauso wie seine Mitarbeiter vor dem Scherbenhaufen seiner Existenz.

Ich befürchte, dass Thomas Cook nur der Anfang einer Reihe von Unternehmensinsolvenzen ist, die in den kommenden Jahren aus dem gleichen Grund folgen werden.

Doch nicht nur die fehlende Veränderungsbereitschaft von Unternehmen bedroht deinen Arbeitsplatz. Durch neue Technologien werden sich auch die Arbeitsprozesse in Unternehmen von bisheriger manueller Bearbeitung hin zu Automatisierung verändern.

In der Folge wird die „Arbeitskraft Mensch“ mittelfristig in vielen Branchen durch günstigere und effizientere technische Alternativen abgelöst. Hiervon betroffen wird auch die Bankenbranche sein, in der ich tätig bin.

Angestelltenjobs sind nicht mehr sicher!

Wenn selbst lang bestehende Traditionsunternehmen die Segel streichen oder massiver Stellenabbau, wie bei der Deutschen Bank betrieben wird, um konkurrenzfähig zu bleiben, dann solltest du dich fragen, wie sicher dein Job noch ist!

Kannst du es dir heute und auch zukünftig leisten, wenn dein Angestelltengehalt wegbricht und du einen deutlich schlechter bezahlten Job annehmen müsstest? Falls nämlich nicht, würde dich ein Jobverlust in ernsthafte finanzielle Schwierigkeiten bringen.

2.2 Fehlende Flexibilität bei beruflichen Veränderungen durch hohe Ausgaben

Selbst wenn es deinem Arbeitgeber wirtschaftlich gut geht und dein Arbeitsplatz nicht von der Digitalisierung betroffen ist, kann eine finanzielle Abhängigkeit von deinem Job dein Leben stark negativ beeinträchtigen.

Genau hier kommen die resignierten Gesichter aus der Einleitung wieder ins Spiel.

In meinem Berufsleben habe ich nicht wenige Menschen kennengelernt, denen die Unzufriedenheit und der Frust über ihren Job ins Gesicht geschrieben steht.

Bei einigen sind Probleme mit ihrer Führungskraft der Grund für ihre Unzufriedenheit, bei anderen der tägliche Arbeitsstress und bei wiederum anderen der Wunsch etwas zu tun, was sie wirklich erfüllt.

Was auch der Grund für ihre Unzufriedenheit ist, der Grund warum sie ihren ungeliebten Job immer noch ausführen ist stets derselbe:

GELD

Ein großes Haus am Stadtrand, 1-2 teure Autos und eine wenig kostenbewusste Lebensweise. Die Verbindlichkeiten dieser Menschen ähneln sich meist stark.

Ihre monatlichen Ausgaben ketten sie sprichwörtlich an ihren Job.

Da ihr Leben finanziell auf Kante genäht ist und ihre Ausgaben meist gleich groß wie ihre Einnahmen sind, haben sie null Spielraum für berufliche Veränderung.

Sie sind aus Kostengründen gezwungen einen Job zu machen, der sie unglücklich macht und befinden sich damit in einer Einbahnstraße ohne Wendemöglichkeit.

3. So entgehst du der finanziellen Abhängigkeit!

Jetzt will ich dir hier nicht dein finanzielles Waterloo an die Wand malen, sondern dir zeigen, wie du der finanziellen Abhängigkeit frühzeitig entgehen kannst.

Alles steht und fällt damit, dass du finanzielle Verantwortung für dein Leben übernimmst!

Ich zeige dir folgend einen 3-Schritte-Plan, wie du der finanziellen Abhängigkeit proaktiv entgehst.

Überlass das Denken über deine Finanzen niemanden anderem außer dir!

3.1 Leb unter deinen finanziellen Möglichkeiten!

Wenn du dauerhaft unter deinen finanziellen Möglichkeiten lebst, dann reduzierst du nicht nur deine finanzielle Abhängigkeit, sondern baust gleichzeitig ein hohes Nettovermögen auf.

Vermögen, das dich im Falle eines drohenden Jobverlustes deutlich ruhiger schlafen lässt. Denn wenn du weißt, dass du die nächsten 2-3 Jahre theoretisch auch ohne Einkommen leben kannst, dann wird dich das enorm entspannen.

Der eigentliche „Trick“ liegt darin, deine Fixkosten gering zu halten.

Hierbei gilt die Devise: Viel hilft viel!

Das bedeutet, dass insbesondere die großen Kostenblöcke wie z. B. Wohnen (teures Haus oder günstige Wohnung?) und Mobilität (Auto oder Öffis?) viel Potenzial für Einsparungen bieten. Ein Haushaltsbuch hilft dir dabei deine Kosten zu analysieren.

Vor allem mit steigendem Einkommen vergrößern sich bei vielen Menschen auch die Ausgaben (#Lifestyle Inflation). Lass dies nicht zu und leb weiter auf deinem bisherigen Niveau!

Falls sich irgendwann dein Einkommen z. B. durch Jobverlust drastisch verringert, dann wirst du enorm froh darüber sein, geringe Fixkosten zu haben. Du hast dann die Möglichkeit die Verringerung des Einkommens leichter aufzufangen, indem du beispielsweise einen schlechter bezahlten Job annimmst.

Andersherum kannst du durch ein Leben unter deinen finanziellen Möglichkeiten leichter deinen Job wechseln und neue berufliche Dinge ausprobieren. Einfach weil du finanziell nicht so stark an ihn gebunden bist.

Insgesamt sollten deine monatlichen Ausgaben (inkl. variabler Ausgaben) geringer sein, als dein Einkommen.

Insbesondere wenn du jung bist, kannst du die Weichen, in die du dich finanziell bewegst, leicht einstellen. Weg von teuren, dauerhaften Verbindlichkeiten (Haus, Auto, etc.), hin zu mehr Vermögen und Gelassenheit.

Mach dir bewusst, wie wichtig dir teure Dinge wirklich sind. Denke zusätzlich darüber nach, welche Auswirkungen teure Anschaffungen für dich und deine Zukunft haben können!

Stell dich heute finanziell für die Zukunft auf und kette dich finanziell nicht an deinen Job!

3.2 Leg dir mehrere Einkommensquellen zu!

Nur eine Einkommensquelle zu haben ist risikoreich! Im Finanzbereich würde dies als „Klumpenrisiko“ bezeichnet werden. Einen Zustand, den es unbedingt zu vermeiden gilt.

Das Pendant zum Klumpenrisiko ist die Diversifikation, also Vielfalt.

Mehrere Einkommensquellen zu haben bedeutet gleichzeitig entspannter, stressfreier und mit weniger Leistungsdruck durchs Leben zu gehen.

Sei nie nur von einem Gehalt abhängig!

Um der finanziellen Abhängigkeit zu entgehen, ist es deshalb notwendig, dass sich dein Einkommen aus mehreren Einkommensquellen zusammensetzt.

Jetzt wirst du dich vielleicht fragen, wie genau DU mehrere Einkommensquellen aufbauen sollst. Eventuell arbeitest du in Vollzeit und hast vielleicht sogar noch eine Familie, die du gerne nach Feierabend sehen möchtest!?

Ich kann dich beruhigen!

Es gibt einige Möglichkeiten, wie du dir durch Investitionen ohne großen Zeitaufwand weitere passive Einkommensquellen erschließen kannst und dir damit ein passives Einkommen aufbaust.

Folgende zusätzliche passive Einkommensquellen nutze ich selber:

  • Ausschüttungen aus ETFs
  • Dividenden aus Aktien
  • Zinsen aus P2P-Krediten
  • Mieteinnahmen aus Vermietung einer Wohnung

Die Grafik zeigt dir beispielhaft, wie sich dein Einkommen zusammensetzen könnte

Mehrere kleine finanzielle Bäche setzen sich zu einem großen Finanzfluss zusammen.

Der Wegfall eines Baches wäre also nicht gleichbedeutend mit deinem finanziellen Kollaps. Die anderen Bäche würden ja dennoch fließen.

Zugegeben, die kleinen passiven finanziellen Bäche sind anfänglich wirklich sehr klein. So auch bei uns.

Aber mit jedem Monat, in dem du Geld sparst und dieses investierst, wirst du finanziell unabhängiger von deinem Angestelltengehalt. Du musst einfach dran bleiben!

Fang am besten heute damit an! Du wirst den monatlichen Fortschritt in deiner Vermögensaufstellung sehen und er wird dich motivieren weiterzumachen.

3.3 Bleib für Arbeitgeber attraktiv!

Viele Menschen empfinden einen Angestelltenjob als erstrebenswert. Dagegen ist auch nichts einzuwenden.

Wie bereits beschrieben, sollte uns jedoch bewusst sein, dass der Angestelltenjob der Zukunft nicht sicher ist und zukünftige Arbeitgeberwechsel eher die Regel, als die Ausnahme sein werden.

Umso wichtiger ist es, dass du dich weiterentwickelst, um auch zukünftig für Arbeitgeber attraktiv zu bleiben.

Aber welche Fähigkeiten sind notwendig, damit du als Arbeitnehmer auch zukünftig gefragt bist?

Zu diesem Thema hat das Karrierenetzwerk Linkedin eine repräsentative Studie zu den Soft-Skills und Hard-Skills von heute und morgen durchgeführt, die zu folgenden Ergebnissen kam.

Zu den Top 10 Hard-Skills zählen demnach in 10 Jahren u. a. Datenanalyse und -interpretationsfähigkeit, Projektmanagement und allgemeine digitale Kompetenzen.

Auf der anderen Seite gehören zu den wichtigsten 10 Soft-Skills in 10 Jahren u. a. Kritikfähigkeit, Gesprächs- und Verhandlungsführung und Team- und Mitarbeiterführung.

Aus der Studie wird deutlich, dass Soft Skills gegenüber Hard Skills an Bedeutung gewinnen und verstärkt nachgefragt werden. Denn Soft-Skills sind Fähigkeiten, die kaum durch eine fortschreitende Digitalisierung ersetzt werden können.

Damit du also auch zukünftig mit den Anforderungen am Arbeitsmarkt Schritt halten kannst, ist lebenslanges Lernen eine Grundvoraussetzung. Sei dir dessen bewusst und bleib deshalb nicht stehen!

Wie stehst du zum Thema der finanziellen Abhängigkeit? Lebst du unter deinen finanziellen Verhältnissen? Und bist du auch dabei dir mehrere Einkommensquellen aufzubauen?

 Ich freu mich auf deinen Kommentar! 😀 

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