Wenn du einen erfolgreichen Vermögensaufbau betreiben willst, ist das Wissen und die Bedeutung des Themas Diversifikation elementar. Du solltest dir stets im Vorwege einer Investition bewusst sein, welche Risiken mit dieser Geldanlage verbunden sind.
Das Konzept der Diversifikation beschäftigt sich damit, wie du durch geschickte Streuung der einzelnen Risiken dein Gesamtrisiko verringern und dennoch eine gute Rendite erwirtschaften kannst.
In diesem Beitrag erkläre ich dir das Thema auf einfache Art und Weise und zeige dir, wie du dein Vermögen selber diversifizieren kannst.
Inhalt
1. Was ist Diversifikation? - Eine einfache Definition
Unter Diversifikation versteht man in der Finanzwirtschaft die Streuung des Vermögens auf mehrere Finanzprodukte.
Durch die Verteilung des Geldes auf verschiedene Finanzprodukte kommt es gleichzeitig zu einer Streuung der Einzelrisiken und damit zu einer Verringerung des Gesamtrisikos.
Das primäre Ziel der Diversifikation besteht darin, das Verlustrisiko zu verringern und das investierte Kapital zu erhalten. In diesem Zusammenhang lauten passende Sprichworte: „Lege niemals alle Eier in einen Korb.“ oder „Man soll nicht alles auf eine Karte setzen.“
2. Das Rendite-Risiko-Verhältnis bei der Geldanlage
Wie wir aus dem magischen Dreieck der Geldanlage wissen, besteht bei einem Investment ein direkter Zusammenhang zwischen seinem Risiko und seiner Rendite. Wenn du nach einer besonders hohen Rendite strebst, wirst du diese Rendite nicht ohne das Eingehen erhöhter Risiken erreichen.
Generell gilt der Zusammenhang: Je höher die Rendite, desto höher das Risiko.
Mit Investitionen in Aktien kannst du beispielsweise außerordentlich hohe Renditen erwirtschaften. Allerdings kannst du in einem schlechten Fall auch viel Geld mit ihnen verlieren. Legst du dein Geld hingegen auf ein Tagesgeldkonto, wirst du dein Geld zwar nicht verlieren, andererseits aber auch keine große Verzinsung darauf erhalten.
Je riskanter die Geldanlage ist, desto höher ist auch die mögliche Rendite, die du als Investor erzielen kannst. Man spricht hier im Fachjargon von einer Risikoprämie, die du als Ausgleich für ein übernommenes Risiko als Anleger erhältst.
Bei einer risikolosen Anlage musst du dich andererseits auch mit eine niedrigen Verzinsung und keiner zusätzlichen Risikoprämie begnügen.
Es lässt sich keine generelle Empfehlung aussprechen, in welchem Verhältnis Risiko und Rendite idealerweise zueinander stehen sollten, da jeder Anleger einen eigenen Renditewunsch und eine individuelle Risikobereitschaft besitzt.
Es ist deshalb wichtig, dass du dir vor der Geldanlage bewusst machst, welche Mischung aus Rendite und Risiko für dich passend ist. Hierbei solltest du berücksichtigen, dass es grundsätzlich möglich ist, das Risiko deiner Geldanlage bewusst durch Diversifikation zu reduzieren. Wie das funktioniert erfährst du in diesem Beitrag.
3. Zwei Grundideen der Diversifikation
3.1 Naive Diversifikation
Der Grundgedanke der Diversifikation geht in der Historie weit zurück. Bereits für die Babylonier war es vor tausenden von Jahren üblich ihr Vermögen zu in Land, Geschäft und Liquidität aufzuteilen. Auch Importeure in früheren Jahrhunderten wussten bereits, dass es risikoreich ist die gesamte Ware in einem einzigen Schiff zu transportieren.
Auch heute ist den Menschen intuitiv bewusst, dass es gefährlich und nicht besonders sinnvoll ist, ihr gesamtes Vermögen in nur einem Vermögenswert zu konzentrieren. Aus diesem Grund investieren viele von ihnen ihr Geld nicht nur in eine Immobilie, sondern auch in Aktien, ETFs, Anleihen, Edelmetalle etc.
Der Ausdruck „naive Diversifikation“ beschreibt in der Geldanlage eine willkürliche Streuung des Gesamtrisikos auf möglichst viele Einzelrisiken , ohne dabei detaillierte Kenntnisse über Eigenschaften der Renditeverteilungen zu besitzen. Es gibt bei der naiven Diversifikation also keine Regeln oder Kriterien, nach denen eine Auswahl von Vermögenswerten stattfindet. [1]
Ohne dieses Vorgehen negativ bewerten zu wollen, diversifiziert ein Großteil der Menschen, so auch ich, ihr Geld auf diese Weise. Das dieser Ansatz aber nicht unbedingt schlecht ist, werde ich dir gleich zeigen.
3.2 Portfoliodiversifikation nach Markowitz
Eine wissenschaftliche Herangehensweise an das Thema Diversifikation stellt die sogenannte Portfoliotheorie dar, die im Jahr 1952 vom amerikanischen Ökonom Harry Markowitz formuliert wurde.
Markowitz‘ Ziel war es, das bestehende Problem der optimalen Diversifikation zu lösen. Im Gegensatz zur naiven Diversifikation untersucht die klassische Portfoliotheorie die Diversifikation mit Hilfe der Wahrscheinlichkeitsrechnung und Statistik. Markowitz Theorie untersuchte insbesondere Wertpapiere, wie Aktien oder Anleihen.
Für seine Untersuchungen unterteilte Markowitz das Risiko eines Wertpapiers in zwei Teile. Das systematische Risiko und das unsystematische Risiko.
Systematisches Risiko
Das systematische Risiko, das auch als Marktrisiko bezeichnet wird, betrifft sämtliche Wertpapiere gleichermaßen und ist unvermeidbar.
Veränderte makroökonomische Rahmenbedingungen wie Rezessionen oder Pandemien können dazu führen, dass sämtliche Aktien weltweit, unabhängig von ihrer Qualität oder Marktposition, erheblich an Wert verlieren.
Unsystematisches Risiko
Als unsystematisches Risiko wird das individuelle Risiko eines Wertpapiers bezeichnet.
In Bezug auf ein Unternehmen stellen ein schlechtes Management oder Rechtstreitigkeiten Beispiele für individuelle Risiken dar, die den Kurs eines Wertpapiers negativ beeinflussen können.
Diversifikationseffekt
Markowitz erkannte Folgendes:
1. Das systematische Risiko ist ein unvermeidbares Risiko, das bei jeder Investition vorhanden ist und nicht durch Diversifikation eliminiert werden kann.
2. Das unsystematische Risiko lässt sich durch ein optimal diversifiziertes Portfolio, welches aus vielen negativ korrelierten Wertpapieren besteht, komplett eliminieren.
Durch Markowitz Erkenntnisse ließen sich sogenannte effiziente Wertpapierportfolios konstruieren, die ein optimales Verhältnis aus Risiko und Rendite aufwiesen. Diese Portfolios zeichnen sich dadurch aus, dass bei gleichem Risiko keine höhere Rendite bzw. bei gleicher Rendite kein geringeres Risiko erzielt werden kann.
Vereinfacht gesagt: Ein Anleger kann durch Diversifikation seiner Geldanlage sein Risiko reduzieren, ohne dabei auf Rendite verzichten zu müssen. Durch eine geschickte Diversifikation kann quasi das Risiko der Investition „kostenlos“ reduziert werden. Voraussetzung hierfür ist allerdings, dass eine richtige Diversifikation gemäß der Portfoliotheorie erfolgt.
Dieses Phänomen, das Risiko eines Portfolios ohne Renditeverzicht durch Diversifikation zu senken, wird als Diversifikationseffekt bezeichnet. [2]
Auch wenn die Vorteile von Markowitz‘ Portfoliodiversifikation unbestritten sind, ist es aufgrund dessen Komplexität für Privatanleger quasi unmöglich effiziente Wertpapierportfolios selber zu erstellen. Hier können aktiv gemanagte Fonds eine Lösung darstellen.
4. Arten der Diversifikation
Unabhängig von den genannten Diversifikationsideen, ist es grundsätzlich sinnvoll dein Vermögen auf verschiedene Merkmale und Eigenschaften von Investitionen zu verteilen. So entgehst du dem Risiko ein Großteil deines Kapitals in einem Bereich zu konzentrieren.
In der Finanzwirtschaft wird ein Übergewicht in einem Anlageportfolio auch Klumpenrisiko bzw. Konzentrationsrisiko bezeichnet. Dieses sollte aus Risikosicht nicht unterschätzt werden. Denn eine Krise in dem Bereich, in dem große Teile deines Vermögens konzentriert sind, kann zu starken Verlusten und im schlimmsten Fall zum Totalverlust deines Geldes führen.
Es gibt unterschiedliche Möglichkeiten das Vermögen bei der Geldanlage zu diversifizieren. Zu den wichtigsten Arten der Diversifikation zählen die Streuung über Anlageklassen, Regionen, Branchen und den Anlagehorizont.
4.1 Anlageklassen
Als Anlageklasse (auch: Assetklasse) wird eine Gruppe von gleichartigen Geldanlagen bezeichnet, die ein ähnliches Risiko-Rendite-Verhältnis besitzen. Bekannte Anlageklassen sind z. B. Immobilien, Aktien, Anleihen, Rohstoffe aber auch Kryptowährungen.
Ein Anleger kann sein Vermögen mittels Anlageklassen diversifizieren, in dem er sein Vermögen über mehrere Anlageklassen verteilt.
Nicht selten macht in Privathaushalten die eigengenutzte Immobilie einen Großteil des Gesamtvermögens aus. Diese Konzentration des Vermögens stellt ein erhebliches Risiko dar. Denn ein Einbruch des Immobilienmarkts würde den Hauptteil des eigenen Vermögens betreffen. Immobilien haben zudem die erhebliche Nachteile nicht liquide und fungibel zu sein.
Es ist sinnvoll dein Geld gemäß deiner Rendite- und Risikovorstellungen in unterschiedliche Anlageklasse zu investieren. Dabei solltest du beachtet, dass dir auch stets ein ausreichender Anteil an Bargeld oder Kontoguthaben zur Verfügung steht, mit dem du kurzfristige Liquiditätsengpässe überbrücken kannst.
4.2 Regionen
Eine weitere Möglichkeit der Diversifikation besteht in der Streuung des Vermögens auf unterschiedliche Regionen (z. B. Kontinenten oder Länder).
Insbesondere bei Immobilien und einzelnen Aktien besteht ein erhöhtes regional bedingtes Risiko. Zudem haben Anleger einen Hang zu einer Heimatmarktneigung. Dieser sogenannte „Home-Bias“ bezeichnet die Tendenz von Investoren, den eigenen Heimatmarkt überproportional zu gewichten.
Deutsche tendieren deshalb dazu vermehrt in Unternehmen aus Deutschland zu investieren, da ihnen die Unternehmen und ihre Produkte bekannt sind und sie zu diesen Vertrauen haben.
Diese Einstellung führt allerdings zu einem erhöhten regionalen Risiko, da überdurchschnittlich viel Geld in einer Region, in diesem Fall Deutschland, konzentriert ist. Zur Senkung des Risikos ist es deshalb sinnvoller sein Geld auf verschiedene Regionen aufzuteilen.
4.3 Branchen
Bei Investitionen in Unternehmen solltest du darauf achten, dass du keine zu starke Konzentration in einer Branche hast. Krisen in einzelnen Branchen könnten sonst zur Folge haben, dass du einen Großteil deines Geldes verlierst.
Beispielsweise kann ein politisches Verbot zur Produktion von Tabakwaren dazu führen, dass die gesamte Tabakbranche kollabiert. Ebenso kann eine Alkoholsteuer die gesamte Spirituosenbranche bedrohen. Auch bei einer Pandemie, wie der Corona-Krise, sind Branchen wie die Luftfahrt oder der Tourismus deutlich stärker betroffen, als andere.
Eine breite Steuerung deines Vermögens über unterschiedliche Branchen reduziert dieses branchenbedingte Risiko erheblich.
4.4 Anlagehorizont
Die letzte Art der Diversifikation, die häufig unterschätzt wird, bezieht sich auf den Anlagehorizont deiner Investitionen. Du solltest stets darauf achten, dass deine Geldanlage unterschiedliche Laufzeiten haben.
Sollten deine Anlagen alle zum gleichen Zeitpunkt fällig sein, besteht das Risiko, dass die Wiederanlage durch schlechte Marktgegebenheiten wie z. B. eine Niedrigzinsphase deutlich erschwert wird.
Geldanlagen, die ausschließlich einen langen Anlagehorizont aufweisen, haben zwar i.d.R. eine höhere Rendite als kurzlaufende Investments, gleichzeitig bergen sie aber auch das Risiko eines zwischenzeitlichen Liquiditätsproblems.
Du solltest also immer darauf achten auch nicht- oder niedrigverzinste Geldanlagen mit kurzen Anlagehorizont zu besitzen. Eine gute Mischung aus kurz-, mittel- und langfristigen Geldanlagen ist aus Risikosicht deshalb empfehlenswert.
5. Warum du dein Vermögen streuen solltest
Die Frage, weshalb es sinnvoll ist dein Kapital zu diversifizieren, ist aus dem vorher Gesagtem relativ leicht zu beantworten.
Eine diversifizierte Vermögensstruktur senkt die Gesamtrisiken für dein angelegtes Kapital deutlich. Du solltest deine Risiken deshalb vor allem zum Schutz deines Kapitals streuen.
Diversifikation ist nicht zur Steigerung der Rendite geeignet. Wenn du dein Geld breit in verschiedene Investments aufteilst, erhältst du auch „nur“ die durchschnittliche Rendite aus diesen Anlagen. Auf der anderen Seite sinkt mit der zunehmenden Anzahl der Geldanlagen auch die Schwankungsbreite der Erträge.
Es geht bei der Streuung des Kapitals darum, das beste Rendite-Risiko-Verhältnis für einen Anleger zu generieren und bei einem reduzierten Gesamtrisiko dennoch eine gute Rendite generieren zu können.
Auch wenn es für uns Privatpersonen schwer möglich ist effiziente Portfolios nach der Portfoliotheorie von Markowitz selber zu basteln, so sollte der von ihm gewonnene Erkenntnis, dass Diversifikation kein Renditeverzicht bedeuten muss, dennoch Aufmerksamkeit geschenkt werden.
Wissentliche Erkenntnisse aus dem Portfoliomanagement kommen zu dem Schluss, dass auch bei keiner Kenntnis von „entscheidungsrelevanten Parametern“ eine Diversifikation des Portfolios durch Aufnahme möglichst vieler Wertpapiere grundsätzlich empfehlenswert ist. [3]
Anders gesagt: Auch wenn du gar keine Ahnung von Finanzprodukten wie Aktien, Anleihen, ETFs etc. hast, ist es aus einer Risiko-Rendite-Betrachtung sinnvoller mehr als weniger Finanzprodukte in deiner Vermögensverteilung zu haben.
Naive Diversifikation ist also besser als gar keine Diversifikation.
Passend hierzu sagt der erfolgreichste Investor aller Zeiten:
Diversifizieren ist ein Schutz gegen Unwissen. Es macht wenig Sinn für diejenigen, die Bescheid wissen.“ (Warren Buffett)
6. Vier Tipps - Wie du dein Vermögen sinnvoll diversifizieren kannst
Soweit so gut. Aber wie genau kannst du jetzt dein Vermögen für dich sinnvoll diversifizieren?
Die folgenden 4 Tipps sollen dir dabei helfen deine individuelle Vermögensstruktur zur erstellen.
6.1 Lege deine finanziellen Ziele fest
Viele Menschen leben finanziell betrachtet in den Tag hinein. Sie haben keine Ziele definiert, für die sie ihr Geld sparen oder investieren sollten. Aus diesem Grund kümmern sich viele von ihnen auch nicht um finanzielle Belange, obwohl es sehr wichtig ist, seine Finanzen in den Griff zu bekommen.
Wie in jedem Lebensbereich sind Ziele auch bei den privaten Finanzen wichtig. Denn erst wenn du dir finanzielle Ziele setzt, wirst du auch Vermögen aufbauen.
Finanzielle Ziele haben einen weiteren großen Vorteil. Sie definieren Leitplanken für unsere Anlageentscheidungen. Der Anlagehorizont und auch deine Risikobereitschaft werden von deinen finanziellen Zielen direkt beeinflusst.
Vielleicht hast du, dir vorgenommen ein zusätzliches Vermögen für die Rente aufbauen?
In diesem Fall hättest du vermutlich noch Jahrzehnte Zeit und kannst Geldanlagen mit langem Anlagehorizont auswählen. Ebenso könntest du dich für risikoreichere Finanzprodukte, wie Aktien oder ETFs entscheiden, da du genug Zeit hast um Kursschwankungen und auszusitzen.
Eventuell möchtest du in 5 Jahren ein Haus bauen und dir bis dahin 50.000 € an Eigenkapital ansparen?
Hier wäre es sicherlich sinnvoller Geldanlagen mit einer kurzen Anlagedauer und geringerem Risiko zu wählen, damit du in einer halben Dekade über das Geld verfügen kannst.
Wie du dein Vermögen diversifizieren solltest, hängt zu einem Teil auch von deinen finanziellen Zielen ab. Wenn du für dich also noch keine Ziele definiert hast, dann fang jetzt am besten damit an!
6.2 Ermittle dein aktuelles Nettovermögen
Wie hoch ist dein Nettovermögen aktuell?
Die Antwort auf diese Frage ist wichtig, denn auch sie hat Einfluss auf die Diversifikation deines Kapitals. Je höher dein Nettovermögen ist, desto höhere Risiken kannst du dir tendenziell erlauben. Falls es doch zu Verlusten kommen sollte, bist du mit einem höheren Vermögen besser abgesichert.
Gleichzeitig gibt die Höhe deines Vermögens eine Orientierung dafür, wie breit du dein Kapital streuen solltest. Besitzt du beispielsweise 5.000 €, so erscheint es aus Kosten-Nutzen-Sicht nicht besonders sinnvoll dieses Geld in 10 verschiedene Finanzprodukte zu investieren. Verfügst du hingegen über 100.000 € macht eine breitere Aufteilung auf mehrere Finanzprodukte eher Sinn.
Am besten ermittelst du dein Nettovermögen monatlich mit einer Vermögensaufstellung.
6.3 Kenne deine Risikobereitschaft
Deine individuelle Risikobereitschaft ist das zentrale Element, das die Diversifikation deines Vermögens bestimmt.
Möchtest du mehr Risiken und damit Renditechancen in deiner Vermögenstruktur? Oder willst du auf Nummer sicher gehen und verzichtest dafür auf Vermögenszuwachs?
Die beiden zentralen Fragen zur Bestimmung deiner Risikobereitschaft lauten:
1) Wie viel Rendite möchte ich erwirtschaften?
2) Welches Risiko bin ich hierfür bereit zu tragen?
Es ist nicht einfach diese beiden Fragen in Einklang zu bringen, denn der Wunsch nach Rendite und die Abneigung gegenüber Verlusten stehen in einem natürlichen Zielkonflikt (siehe Punkt 2).
Erfahrungsgemäß neigen viele Anleger dazu geringere Risiken einzugehen, als sie sich eigentlich wirtschaftlich „leisten“ könnten. In der Folge werden Großteile des Ersparten zum Nullzins auf Giro- oder Tagesgeldkonten der Hausbank geparkt.
Grund hierfür ist häufig eine negative Einstellung zu Investments aufgrund fehlender eigener Erfahrung oder negativer Berichterstattung in den Medien. Ebenso fehlt den meisten Verbrauchern das Wissen, Risiken realistisch einzuschätzen.
Kursverluste an der Börse in Krisenzeiten werden deshalb als Bestätigung für die eigene Risikoabneigung verbucht. Die darauf folgenden jahrelangen Kurssteigerungen der Aktien und Indizes, die die zwischenzeitlichen Verluste deutlich übersteigen, werden hingegen nicht beachtet.
Fakt ist, dass Aktien die mit Abstand rentabelste Anlageklasse sind. Seite 1970 hat beispielsweise der MSCI World ETF, der aus über 1.600 Unternehmen weltweit besteht, eine durchschnittliche Rendite von 7,1% p.a. erzielt. Innerhalb von 49 Jahren ist das Kapital 28 x höher als am Anfang der Investition. [4] Zudem haben Anleger, die mindestens 15 Jahre im MSCI World ETF in Euro investiert waren, unabhängig vom Ein- und Ausstiegszeitpunkt, kein Geld verloren. [5]
Deine Aufgabe vor jeder Geldanlage besteht darin, herauszufinden welches Rendite-Risiko-Verhältnis für dich passend ist. Mach dir bewusst, dass du für höhere Renditen auch Risiken von Kursschwankungen und möglichen Verlusten in Kauf nehmen musst. Mit welchem möglichen Verlust kannst du gut schlafen und welche Verlustsumme ist für dich nicht tolerierbar?
Um dir ein Gefühl dafür zu geben, welche Chancen und Risiken mit bekannten Finanzprodukten einhergehen, habe ich diese im Rendite-Risiko-Diagramm eingeordnet.
6.4 Bestimme deine Vermögensstruktur
Auf Basis deiner finanziellen Ziele, deinem aktuellen Nettovermögen und deiner Risikobereitschaft kannst du die für dich passende Vermögensstruktur erstellen.
Meine Faustregeln für meine eigene Vermögensstruktur lauten:
1) Sichere und liquide Bestandteile wie z. B. Bargeld, Giroguthaben, Tagesgeld etc. bilden die Basis des Vermögens. Sie sind unverzichtbar und sollten zu jedem Zeitpunkt in ausreichender Höhe vorhanden sein.
2) Für den mittel- und langfristigen Vermögensaufbau nutze ich renditestarke Finanzprodukte. Hierzu zählen für mich Immobilien, Aktien, ETFs, P2P-Kredite, Edelmetalle etc.
3) Das Kapital sollte breit in alle Richtungen bzw. Arten diversifiziert sein. Ich streue mein Vermögen also nach Anlageklassen, Regionen, Branchen und Anlagehorizont.
Es gibt unzählige Arten, wie du dein Vermögen diversifizieren kannst. Auch im Internet lassen sich viele Portfolioaufteilungen finden.
Ein sehr bekanntes Modell ist das Allwetter-Portfolio von Ray Dalio, das sowohl gute wie auch schlechte Börsenzeiten durchstehen soll. Das Portfolio wurde von Ray Dalio, einem US-amerikanischen Unternehmer und Milliardär, so konstruiert, dass es risikoarm ist und gleichzeitig eine gute Rendite erwirtschaftet. Ziel des Allwetter-Portfolios ist es, dass in keiner Marktphase große Rückschläge zu verkraften sind. [6]
Die Entscheidung, welche Vermögensstruktur letztlich für dich optimal ist, bestimmst nur du selber. Die folgenden beiden Grafiken zeigen zwei Beispiele, wie ein defensives und eher risikoarmes bzw. offensives risikoreicheres Portfolio aussehen können.
7. FAQ
7.1 Was ist die richtige Strategie zur Diversifikation für mich?
Es kann keine generelle Strategie zur Diversifikation empfohlen werden, da diese von deinen individuellen Voraussetzungen abhängt. Aus deinen finanziellen Zielen, deinem aktuellen Nettovermögen und deiner Risikobereitschaft kannst du eine für dich passende Diversifikationsstrategie ableiten.
7.2 Sind ETFs zur Risikostreuung geeignet?
ETFs wie z. B. der MSCI World setzen sich aus vielen Aktien aus unterschiedlichsten Branchen und Regionen zusammen. Insbesondere für kleine Vermögen stellen ETFs daher eine unkomplizierte, kostengünstige und rentable Möglichkeit dar, das Kapital breit in den Aktienmarkt zu streuen.
7.3 Ab wann sollte ich mein Vermögen diversifizieren?
Bei kleineren Vermögen von beispielsweise 5.000 € macht eine komplexe und aufwendige Diversifikation wenig Sinn. Hier erscheint es am sinnvollsten eine simple Vermögensstruktur z. B. bestehend aus liquiden Mitteln und ETFs zu wählen. Je größer das Vermögen, desto breiter sollte auch die Diversifikation ausfallen.
7.4 Wie erreiche ich eine optimale Risikodiversifikation?
Um eine optimale Risikodiversifikation und damit ein möglichst geringes Gesamtrisiko zu erhalten, solltest du dein Vermögen auf möglichst nicht positiv miteinander korrelierte Einzelrisiken aufspalten. Unter Korrelation ist die gegenseitige Beziehung der Preise zweier Finanzprodukte zu verstehen.
Was hältst du von Diversifikation? Hast du bereits eine optimale Vermögensstruktur für dich gefunden?
Lass mir gerne einen Kommentar hier.