Immobilien Deal: 116.622,22 € Gewinn (steuerfrei)

Manchmal läuft es im Leben anders als gedacht, so auch in diesem Fall.

Nachdem wir vor über 4 Jahren unsere erste Eigentumswohnung mit dem eigentlichen Zweck der Altersvorsorge gekauft haben, haben wir diese vor einigen Monaten wieder verkauft. 

Die Vorzeichen für einen hervorragenden Deal waren einfach zu gut für uns, um diese Möglichkeit verstreichen zu lassen. Am Ende standen folgende Zahlen auf dem Papier:

Der Deal auf einen Blick
Kaufpreis205.000,00 €
Verkaufspreis349.900,00 €
Eigenkapital30.985,39 €
Gewinn (steuerfrei)116.622,22 €
Rendite (total)71%
Eigenkapitalrendite (total)376%

Alle Details, die Re-Investition des Gewinns und die persönlichen Learnings aus diesem Deal beschreibe ich in diesem Beitrag.

Lass uns starten.

#1: Ausgangsituation & Gedanken im Jahr 2015

Im Jahr 2015 starteten meine Frau Janina und ich nach der Uni ins Berufsleben. Da wir unseren bescheidenen studentischen Lebensstil in den meisten Bereichen unseres Lebens fortgeführt haben und so weiterhin geringe Ausgaben hatten, blieb am Monatsende meist ein ordentliches Plus auf der Habenseite. 

Als zwei sparsame und wirtschaftlich denkende Menschen, die sich nur wenig aus materiellen Dingen machen, stand für uns eines schnell fest:

Das gesparte Geld muss investiert werden!

Da ich in unserer Beziehung der Part bin, der sich mit Vorliebe um das Thema Finanzen kümmert, machte ich mich an die Recherche, welche Investmentmöglichkeiten für uns in Frage kommen. 

Nachdem ich mich intensiv mit dem Thema „Investieren“ auseinandergesetzt habe, stand für mich fest, dass sich unser zukünftiges Vermögen aus folgenden Bestandteilen zusammensetzen sollte:

Eine finanzielle Notreserve auf einem Tagesgeldkonto aufzubauen war kein Problem. Und auch das Investieren per monatlichem Sparplan in ETFs war, dank toller Infoseiten wie justetf.com, problemlos möglich.

Allerdings stellte das direkte Investieren in Immobilien eine größere Herausforderung dar, weil dies nicht einfach per Knopfdruck möglich ist und hier jede Menge Einflussfaktoren und Fallstricke zu beachten sind.

Die Begeisterung für Immobilien als Investment

Inspiriert durch Alex „Düsseldorf“ Fischer, Thomas Knedel und viele YouTube Videos hatte das Thema „Investieren in Immobilien“ in den Jahren 2015/2016 meine volle Aufmerksamkeit gewonnen. Insbesondere das Video zur Immobilienbilanz von Alex Fischer war damals für mich Motivationsquelle und Augenöffner zugleich.

Der Gedanke, dass eine vermietete Immobilie eine persönliche Vermögensmaschine ist, bei der ein Mieter künftig Monat für Monat Vermögen für uns aufbaut, hatte mich total geflasht. 

Auch die Tatsache, dass man mit einem vergleichsweise geringen einmaligen Eigenkapitaleinsatz einen großen Vermögenswert kaufen kann, um somit die Eigenkapitalrendite zu erhöhen (#LeverageEffekt), war für mich faszinierend.

Das geringe Zinsniveau und die Tatsache, dass ich als damaliger Angestellter eines Finanz-Konzerns besondere Mitarbeiterkonditionen auf Darlehen erhielt, waren zusätzliche Trigger.

Für mich stand fest: Wir müssen in Immobilien investieren!

Die (theoretische) Vorbereitung des Investments

Da ich nicht der Typ bin, der blindlings und ohne eine solide Wissensbasis investiert, habe ich im Jahr 2016 einige Bücher zum Thema Immobilien gewälzt und etliche YouTube Videos geguckt. 

Immobilien-Literatur

Ohne hier näher drauf einzugehen, wurde mir sehr schnell klar, dass ein seriöses und erfolgreiches Investieren in Immobilien ein umfangreiches Thema ist, dass sich aus vielen einzelnen Bestandteilen zusammensetzt.

Ich verbrachte viele Stunden und unseren Sommerurlaub damit, mich in das Thema einzuarbeiten.

Ab Mitte 2016 fühlte ich mich dann fit genug, mich den Immobilien auch in der Praxis zu nähern, mit Janina erste Objekte zu besichtigen und mit meiner Bank über eine Finanzierung zu sprechen.

#2: Kauf unserer ersten Eigentumswohnung in 2016

Obwohl unser Grundgedanke darin bestand, eine Wohnung zur Vermietung zu kaufen, waren wir auch dem Kauf einer eigengenutzten Wohnung gegenüber nicht abgeneigt. Hintergedanke war, die Wohnung zu vermieten, wenn diese zu einem späteren Zeitpunkt zu klein werden würde. 

Und so kam es, dass wir nach einigen besichtigten Objekten eine leerstehende Dachgeschosswohnung in Hamburg/Lohbrügge fanden, die unseren persönlichen Vorstellungen so gut entsprach, dass wir selber in diese einziehen wollten.

Die Zahlen der Wohnung stimmten auch. Bei einer möglichen Vermietung würde sich die Wohnung „selber tragen“, so unsere Berechnung. 

Kauf der Wohnung im Jahr 2016

Fakten zum Wohnungskauf

Fakten Wohnungkauf 
Zimmer2,5
Größe76 Quadratmeter
Kaufpreis205.000 €
Kaufpreis pro QM2.697 € 
Kaufnebenkosten26.382,15 €
Umbaukosten4.603,24 €

Im Dezember 2016 waren Janina und ich beim Notar und kauften die Wohnung. Wir zahlten insgesamt 235,985,39 € inklusive aller Nebenkosten sowie der Kosten für den Umbau

Wir finanzierten den Kaufpreis zu 100%, also 205.000 €, per Annuitätendarlehen über eine Bank und vereinbarten eine Zinsbindung von 15 Jahren bei einem effektiven Zinssatz von 1,68% p.a.. 

Die Differenz von 30.985,39 € für die Kaufnebenkosten und Kosten für den Umbau war das von uns eingebrachte Eigenkapital.

Umbau der Wohnung - Ein Familieprojekt

Wir entschlossen uns, die Wohnung vor dem Einzug innerhalb eines Monats neben der Arbeit umfangreich selber umzubauen und zu modernisieren. Wir setzen uns hierfür ein Budget von 5.000 €.

Zu den geplanten Maßnahmen zählten u. a.:

Durch tatkräftige Unterstützung unserer Familien schafften wir es, das Projekt innerhalb des Monats und des Budgets mit sehr langen Feierabenden und Wochenenden durchzuziehen.

Wie sich später zeigte, steigerten die eingesetzten 4.603,24 € für die Umbauten den Wert der Wohnung deutlich. Zur Illustration ein kleiner Vorher-Nachher-Vergleich.

#3: Verkauf im Jahr 2021

Im Oktober 2020 erfuhren wir die schönste Nachricht der Welt: Wir werden Eltern! ❤

Dies bedeutete im Gegenzug allerdings auch, dass wir eine neue Bleibe brauchen. Denn unsere Wohnung war alles andere als kindgerecht:

  • 3-Stock
  • kein Aufzug
  • kein Keller
  • kein Parkplatz
  • fehlendes Kinderzimmer
  • schlechtes soziales Umfeld

Die Frage, die wir uns nun stellten: Was machen wir mit der Wohnung? 

Vermieten, wie geplant oder doch verkaufen?

Denn in der Zwischenzeit (2016-2021) sind die Immobilienpreise in Hamburg/Lohbrügge durch die Decke gegangen und die Vorzeichen für die Antwort auf die obige Frage hatten sich gravierend geändert.
 

Eine Neubewertung der Gesamtsituation inkl. eines Zahlenvergleichs "Vermietung vs. Verkauf" war notwendig.

Es gab für uns 5 Hauptgründe, die für einen Verkauf und gegen eine Vermietung der Wohnung sprachen.

Gründe Pro Verkauf

1. Steuerfreier Gewinn

Der wichtigste Punkt, der für einen Verkauf sprach, war natürlich der mögliche steuerfreie Gewinn

Gemäß des deutschen Steuerrechts ist der Gewinn aus einem Immobilienverkaufs steuerfrei, wenn die Immobilie in 3 Kalenderjahren zu eigenen Wohnzwecken genutzt wurde (bei Fremdvermietung sind es 10 Jahre).

Dieser Punkt traf auf unsere Wohnung zu.

Und sind wir mal ehrlich: Wann kann man nach so kurzer Zeit in Deutschland schon mal einen möglichen 6-stelligen Gewinn steuerfrei einstreichen? 

2. Renovierungsstau

Durch unsere Umbaumaßnahmen war unsere Wohnung in einem Top-Zustand. Die Mehrfamilienhäuser der Wohnungseigentümergemeinschaft waren es allerdings nicht. 

Ein 2018 erstellter Instandhaltungsbericht zeigte auf, was in Zukunft auf uns zukommen würde. 

Ein neues Dach, neue Fassade und noch einiges mehr. Summa summarum würden anteilige Kosten von ca. 30.000-40.000 € auf zukommen.

3. Risikodiversifikation

Die Wohnung machte durch die starke Wertentwicklung zum Zeitpunkt des Verkaufs zweifellos den größten Teil unseres Vermögens aus. Hier entstand für uns ein Klumpenrisiko, das wir mit einem möglichen Verkauf eliminieren konnten.
 

4. Zukünftige Entwicklung der Immobilienpreise

Befinden wir uns in einer Immobilienblase oder nicht? 

Ich weiß es ehrlich gesagt nicht und kann mich hierzu auch nicht qualifiziert äußern. Fakt ist, dass Wohnimmobilien in mittlerer und guter Lage in der letzten Dekade rasant an Wert gewonnen haben und es vermutlich zu irgendeinem Zeitpunkt eine Korrektur geben wird.

Ein Video, das mich zum Nachdenken bezüglich der zukünftigen Entwicklung des Immobilienmarktes und unserer Verkaufsentscheidung gebracht hat, ist Folgendes von Mission Money mit Dr. Andreas Beck.

Andreas Beck: Warum DU den Immobilien-Markt völlig falsch einschätzt // Mission Money – YouTube

Dr. Beck erklärt hier, dass es zukünftig seiner Meinung nach aufgrund der demographischen Entwicklung in Deutschland zu einem Nachfragerückgang nach Wohnimmobilien und damit verbunden zu sinkenden Immobilienpreisen kommen wird. 

Auch die Tatsache, dass das Investment in Immobilien zur Kapitalanlage zuletzt auch bei vielen Privatanlegern einen riesigen Hype erfahren hat (z. B. durch YouTube-Channels wie Immocation), obwohl es in A- und B-Lagen kaum noch wirtschaftliche Objekte gibt, hat mich ins Grübeln gebracht.

Ein inneres Gefühl sagt uns, dass es besser ist, die Welle, auf der wir jahrelang gesurft sind rechtzeitig zu verlassen, ehe sie bricht.

5. Cash Rulez

Mit der Geburt unseres Sohnes begann für uns ein neuer Lebensabschnitt

Janina ist in Elternzeit und bekommt Elterngeld ich arbeite seit der Geburt auf 72% in Teilzeit. Die finanzielle Luxussituation, die wir jahrelang mit zwei guten Einkommen und keinen Kindern hatten, ist jetzt vorbei. 

Die Entscheidung, die Wohnung jetzt zu verkaufen und damit ein illiquides Asset (Immobilie) in ein liquides Asset (Bargeld) umzuwandeln, haben wir auch vor dem Hintergrund der Verfügbarkeit unseres Geldes getroffen. 

Uns ist es zum jetzigen Zeitpunkt unseres Lebens wichtiger über liquide Anlageklassen zu verfügen, als unser Geld in einer Immobilie gebunden zu haben (siehe hierzu auch #4).

Marktanalyse - Was ist unsere Wohnung wert?

Parallel zu den Grundsatzüberlegungen „Verkauf vs. Vermietung“ analysierten wir den regionalen Immobilienmarkt, um ein Gefühl dafür zu bekommen, welchen Verkaufspreis wir verlangen konnten. 

Hierbei achteten wir darauf, vergleichbare Objekte hinsichtlich Lage, Baujahr und Zustand im Internet zu finden. Unsere Recherche ergab, dass die Preisspanne relativ groß ist und vergleichbare Objekte für 3.600-5.000 €/QM bei den großen Immobilienportalen inseriert waren.

Demnach ergab sich ein Verkaufspreis zwischen 273.600 € – 380.000€.

Vergleich Verkauf vs. Vermietung - Was ist lukrativer?

Um zu entscheiden, ob ein Verkauf aus wirtschaftlicher Sicht (ungeachtet der „weichen“ Verkaufsargumente) sinnvoll ist, haben wir im nächsten Schritt die beiden Szenarien gegenübergestellt

Unser Vorgehen bei den Szenarien

Wir setzten den aus unserer Sicht (auf Basis unserer Marktanalyse) höchst möglichen Verkaufspreis an. Dies waren ca. 350.000 € (349.900 €, um genau zu sein). Hieraus errechneten wir den Verkaufserlös, indem wir die Restschuld des Darlehens und die von uns zu zahlende Vorfälligkeitsentschädigung abzogen.

Für das Verkaufsszenario nahmen wir an, dass der Verkaufserlös für 30 Jahre (entspricht ca. der verbleibenden Tilgungsdauer) in einen weltweites Aktienportfolio investiert wird. 

Für das Vermietungsszenario nahmen wir an, dass die Wohnung für 30 Jahre vermietet wird und danach vollständig getilgt ist.

Für beide Szenarien gab es eine eine Reihe an weiteren Parametern wie z. B. Inflation, Steuersätze, Mietzins, Mietausfallprämie etc. die ich hier aus Komplexitätsgründen nicht nenne.

Die angenommenen Renditen für die durchschnittliche Wertentwicklung beider Investments haben wir von Gerd Kommer übernommen. 

Lange Rede, kurzer Sinn. Es ergaben sich hierdurch folgende Zahlen:

Szenario Verkauf vs. Vermietung

Dies bedeutet: Wenn wir unseren Verkaufspreis von 349.900 € (4.603 €/QM) erzielen, wäre es gemäß unserer Berechnung wirtschaftlich sinnvoller heute steuerfrei zu verkaufen.

Es lässt sich sicher über den einen oder anderen Parameter in der Gleichung streiten, allerdings war diese Szenariorechnung lediglich eine grobe Überschlagsrechnung, um die beiden Alternativen miteinander zu vergleichen und auszuschließen, dass ein Verkauf wirtschaftlich gar keinen Sinn ergibt.

Diese Rechnung, gepaart mit den weichen Pro-Argumenten für den Verkauf, war die Basis unser Entscheidung. Unsere Devise lautete nun:

Wir verkaufen die Wohnung, wenn uns jemand 349.900 € zahlt.

Der Verkauf der Wohnung: Zahlen, Daten, Fakten

Die Entscheidung stand also, wir versuchen die Wohnung zu verkaufen. 

Da ich die meisten Dinge im Leben selber in die Hand nehme, entschieden wir uns dafür, die Wohnung in der Selbstvermarktung (also ohne Makler) anzubieten. Wissen und Erfahrung durch viele Besichtigungen und Gespräche hatten wir in meinen Augen ausreichend. Außerdem liebe ich es, mich solchen neuen Herausforderungen zu stellen und mich durch sie weiterzuentwickeln. 

Es gab also keinen Makler und damit keine zu zahlende Provision für einen möglichen Käufer. Ein weiteres großes Plus für unsere Wohnung. 

Das Exposé für die Wohnung sowie sämtliche weitere Unterlagen für den Verkauf hatte ich bereits vor einiger Zeit prophylaktisch vorbereitet, damit wir schnell reagieren können, sobald wir eine neue Wohnung für unsere kleine Familie gefunden haben.

Da wir uns unsicher waren, ob wir für diesen hohen Preis überhaupt Nachfrage haben, setzten wir uns vorab einen Vermarktungszeitraum von 1 Monat. Sollten wir in diesem Zeitraum keine Interessenten haben, würden wir die Situation neu bewerten.

Wir waren total aufgeregt, als es an das Eingemachte ging und wir die Anzeige für die Wohnung Anfang März 2021 auf Immowelt.de (kostenlose Anzeige für 1 Monat) inserierten. Ab jetzt zählte es! 

Wie viele Interessenten melden sich? Gibt es überhaupt Nachfrage? Wie laufen die Besichtigung ab? Diese Fragen beschäftigten uns fortan.

Exposé Wohnung

Nachdem es in den ersten Tagen nur einige Interessenten gab, änderte sich dies im Laufe der nächsten Wochen. Mein Telefon stand nicht mehr still und ich schaffte es kaum noch alle Interessenten aufzuschreiben und zu koordinieren. 

Wegen der hohen Nachfrage deaktivierten wir das Inserat nach ca. 2 Wochen und führten mit den besten fünf Interessenten Einzelbesichtigungen durch. Wir waren uns sicher: Einer der Interessenten wird unseren geforderten Kaufpreis zahlen. 

Es war eine aufregende, anstrengende und herausfordernde Zeit zugleich auf der Seite des Verkäufers zu stehen. Von den fünf Interessenten bekamen wir am Ende eine Kaufzusage. Witzigerweise war dies auch gleichzeitig unsere erste Besichtigung, die wir durchgeführt haben.

Nachdem wir alles Weitere geklärt hatten, vereinbarten wir einen Notartermin für Ende März.

Wir hatten es also innerhalb des einen Monats Vermarktung geschafft einen Käufer zu unseren Konditionen zu finden und sogar einen Notartermin zu vereinbaren. Wir waren mega stolz auf uns. 🙂 

Verkauf der Wohnung im März 2021

Wir konnten bis zuletzt nicht glauben, dass der ganze Deal wirklich so reibungslos abläuft. Aber am 30.03.2021 war es so weit. 

Wir verkaufen die Wohnung für 349.900€.

Hieraus ergaben sich für den Verkauf folgende finalen Zahlen:

Verkauf der Wohnung im März 2021

Aus unseren eingesetzten 30.985,39 € Eigenkapital konnten wir innerhalb von 4,5 Jahren einen Gewinn von 116.622,22 € generieren. Dies entspricht einer totalen Eigenkapitalrendite von 376%.

Mit anderen Worten: Unser Eigenkapital hat pro Jahr mit 41% verzinst.

Diese Zahlen zeigen die unglaublichen Möglichkeiten, die sich durch die praktische Anwendung des Leverage Effekts (wie eingangs erwähnt) ergeben können. 

Es ist an dieser Stelle auch darauf hinzuweisen, dass sich der Hebeleffekt auch verstärkend negativ auswirken kann, wenn sich das Investment schlecht entwickelt. Der Leverage Effekt ist also kein Heilmittel, das gedankenlos eingesetzt werden sollte.

#4: Was machen wir mit 116.622,22 € Gewinn?

Als das Geld Ende Mai 2021 auf unserem Konto einging waren wir erstmal Baff. Wann bekommt man schon mal einen 6-stelligen Betrag auf das Girokonto überwiesen?

Es wurde uns natürlich nicht nur der Gewinn überwiesen, sondern der Verkaufserlös von knapp 148.000 €, von dem noch die Kaufnebenkosten zu zahlen waren.

Die Frage lautete also eher: Was machen wir mit 147.607,61 € Verkaufserlös?

Wir hatten uns natürlich schon vorab unsere Gedanken gemacht, was wir mit dem Geld machen wollen. Unsere grundsätzliche Devise lautete auch hier: Investieren

Allerdings haben wir uns darauf verständigt nicht sofort das gesamte Geld (wie beim Szenario angenommen) zu investieren, sondern einen Teil als vorübergehende C(r)ashreserve als Liquidität zu behalten.

Am Ende kam es zu folgender Aufteilung:
 

Der Löwenanteil von 100.000 € fließt in ein weltweites ETF-Portfolio bestehend aus dem Vanguard FTSE All-World Acc. sowie dem Vanguard FTSE Emerging Markets Acc. in der Aufteilung 80% / 20%. 

Hiermit führen wir den bereits eingeschlagenen Weg des breit diversifizierten ETF-Investments, den ich schon im Jahr 2020 in unseren monatlichen Haushaltsreports ausführlich beschrieben habe, konsequent fort. 

Neben ETFs erweitern wir unser Depot von Zeit zu Zeit auch mit interessanten Einzelwerten zum langfristigen Investieren. Und so haben wir für knapp 8.000 € Aktien von Tencent, JD.com und ETSY gekauft. 

Eine eher kurzfristig ausgelegte Spekulation sind wir mit einem Investment in Silber eingegangen. Hier haben wir 5.000 € in einen Silber-ETC investiert. 

Knapp 35.000 € bleiben bei uns als C(r)ashreserve in liquider Form auf dem Tagesgeldkonto. Dieses Geld dient uns zum einem für den Start in die Teilzeit bzw. unser neues Familienleben als temporärer Sicherheitspuffer. Zum anderen ist es eine Liquiditätsreserve, die im Fall eines deutlichen Markteinbruchs (>20%) investiert werden soll. 

Der Großteil (ca. 76%) des Verkaufserlöses aus unserer Wohnung wird also direkt wieder investiert, damit dieses Geld wieder neues Geld in Form von Kurssteigerungen und Ausschüttungen generieren kann. 

Auf diese Weise profitieren wir vom Zinseszinseffekt, wirken der Inflation entgegen und bauen stetig weiter Vermögen auf. 

#5: Learnings aus dem Deal für's Leben

Das Kapitel unserer ersten Eigentumswohnung ist geschlossen.

Die 4,5 Jahre vom Kauf inkl. Renovierung, über unsere Zeit in der Wohnung bis zum letztlichen Verkauf waren eine tolle, spannende und lehrreiche Zeit zugleich. Die Wohnung hat uns nicht nur in finanzieller, sondern vor allem auch in persönlicher Sicht wachsen lassen. 

Wir haben in dieser Zeit gemeinsam einige lehrreiche Erfahrungen für’s Leben gemacht, die ich hier festhalten möchte.

#1: Either it's a hell yeah baby, or a no!

Janina und ich haben bisher 2 Eigentumswohnungen gekauft. Bei beiden Eigentumswohnungen waren wir uns direkt nach der Besichtigung sicher:

Die Wohnung wollen wir haben!

Auf der anderen Seite haben wir keine Wohnung gekauft, die wir nach der Besichtigung „mittel“ oder „schlecht“ fanden. Allerdings haben wir grad bei den Wohnungen, die wir „mittel“ fanden noch häufig drüber diskutiert und Zeit investiert. Im Endeffekt war dies verschwendete Zeit.

Die Erkenntnis hieraus lässt sich leicht zusammenfassen: 

Wenn dir etwas wirklich wirklich wirklich gefällt, dann hol es dir. Ansonsten lass die Finger davon.

Das gilt in meinen Augen nicht nur für Immobilien bzw. Finanzentscheidungen, sondern für alle Entscheidungen im Leben (Konsum, Job, Partnerwahl etc.).

#2: Persönliches Wachstum liegt außerhalb der Komfortzone

Um ehrlich zu sein, war es für mich alles andere als einfach unsere erste Wohnung zu kaufen.

Der Grund: Ich hatte Angst einen Kredit aufzunehmen.

Trotzdem überwand ich diese Angst letztlich mit Unterstützung meiner Frau und einer kritischen Selbstreflektion. Dass diese Entscheidung im Endeffekt goldrichtig war, konnte ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht ahnen. 

Allerdings wusste ich schon damals, dass ich nichts im Leben gewinnen werde, wenn ich nichts riskiere. Der Mut Risiken einzugehen ist einfach notwendig, wenn ich als Mensch vorankommen und wachsen möchte. Denn Erfolg, Wachstum und Glück befinden sich außerhalb der eigenen Komfortzone, nicht nur in finanzieller Hinsicht.

Unser Immobilien-Deal bestätigt mir genau das und dieses Learning nehme ich für’s Leben mit.

#3: Sei klug genug, dich immer wieder zu hinterfragen

Als wir die Wohnung 2016 kauften stand der Plan felsenfest: Die Wohnung ist elementarer Teil unserer Altersvorsorge.

Heute, einige Jahre später, hat die Wohnung einen neuen Eigentümer und wir haben andere Pläne bezüglich unseres Vermögensaufbaus und unserer Altersvorsorge. Einige kritische Stimmen würden jetzt behaupten wir wären wechselhaft und haben unseren aufgestellten Plan nicht verfolgt. Aber das sehe ich grundlegend anders.

Die Vorzeichen für einmal getroffene Entscheidungen können sich im Laufe der Zeit so stark verändern, dass eine Neubewertung der Situation Sinn macht. Und so war es, wie in diesem Beitrag geschildert, in unserem Fall. 

Ich glaube es ist ein großer Fehler im Leben unkritisch an einem einmal eingeschlagenen Weg festzuhalten. Vielmehr sollten wir klug genug sein uns hin und wieder die ehrliche Frage zu stellen: Halte ich an meinem Plan fest?

Bei der Antwort auf diese Frage gilt es den eigenen Stolz zur Seite zu stellen, denn nur so bekommen wir eine hilfreiche Antwort. 

#4: Sei mutig und setze dein Wissen in die Realität um

Das Kapitel „Investieren in Immobilien“ war für uns ein gänzlich Neues. Wir wussten bis 2016 so gut wie gar nichts darüber. Aber ich war damals so geflasht von dem Thema, dass ich unbedingt starten wollte.

Als wir für uns die Entscheidung getroffen haben in Immobilien zu investieren, haben wir einen klaren Plan verfolgt und diesen dann durchgezogen:

1. Seriös über das Thema informieren (Bücher, Blog, Videos etc.)
2. Immobilien suchen & besichtigen
3. Immobilie kaufen

Obwohl wir gut vorbereitet waren, haben wir einige Fehler, die uns Geld gekostet haben, gemacht. Trotzdem würde ich es immer wieder genauso machen, denn solche Fehler gehören zum Leben dazu und sind Lehrgeld (damit man sie kein zweites Mal macht).

Hätten wir damals länger gewartet, um uns noch besser vorzubereiten, wären wir vielleicht nie ins Handeln gekommen. Wir hätten uns so einer großartigen Chance beraubt, weil wir am Ende zu wenig Mut gehabt hätten, um einfach loszulegen. 

Ich habe schon einige Menschen kennengelernt, die viel über ihre Ideen geredet, aber nichts davon umgesetzt haben. Aber genau hier liegt letztlich der Unterschied zwischen erfolgreichen und weniger erfolgreichen Menschen – in der Umsetzung.

Von daher gilt für mein Leben: Mut haben und umsetzen anstatt labern.

#6: Fazit

Das Schreiben dieses Artikels hat mir geholfen, das Kapitel unserer ersten Eigentumswohnung noch einmal von vorne bis hinten emotional zu durchleben. Alleine hierfür hat sich der Aufwand schon gelohnt. 🙂 

Diesen Meilenstein unseres Lebens schriftlich festzuhalten hat mir aber auch noch einmal vergegenwärtigt, welche Möglichkeiten das Leben einem bietet. Es zeigt mir, dass jeder der gewillt ist Energie und Zeit in eine Thema zu investieren und am Ende auch den Mut das Gelernte in die Tat umzusetzen hat, Großes erreichen kann.

Unser Immobilien-Deal ist zweifellos ein großer finanzieller Sprung nach vorne, der uns unabhängiger von unseren Jobs macht. Er ist aber auch gleichzeitig Inspiration und Motivation für mich, noch viele andere neue Dinge im Leben auszuprobieren.

In diesem Sinne: Seid mutig und setzt um!

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